In einigen indigenen Sprachen bedeutet der Begriff für Pflanzen „diejenigen die sich um uns kümmern“ –
Robin Wall Kimmerer.
In einigen indigenen Sprachen bedeutet der Begriff für Pflanzen „diejenigen die sich um uns kümmern“ –
Robin Wall Kimmerer.
Ich schreibe diesen Blog-Artikel in einem Meer von Gänseblümchen sitzen. Ich wusste nicht, dass Gänseblümchen so sehr riechen können…
Sie sind wieder da, der Löwenzahn, das Gänseblümchen, der Beifuß, der Holunder, die Wildkrische, der Feldahorn, die Kornelkirsche, die Brennnessel …..
Ein Teil von mir fragt auf das Zitat oben: Wie sollen Pflanzen sich um mich kümmern? Anders als Tiere wie Hunde oder Katzen können sie nicht auf mich zugehen, mich anschauen und mir Trost spenden durch den Blick ihrer Augen, durch die Wahrnehmung, die Ansprache die von ihnen ausgeht.
Ein andere Teil sieht deutlich, was die Pflanzen alles für uns tun: alle Nahrung kommt von ihnen. Das Gemüse, das Brot, die Nudeln, auf meinem Tisch sind aus Pflanzen. Wenn wir tierische Produkte essen, dann nähren die Pflanzen auch die Kühe, Hühner und Schweine, von denen wir Milch, Fleisch oder Eier erhalten.
Und das geht noch weiter: die Bäume sorgen für Holz, welches unsere Häuser (zumindest früher) ermöglicht hat und uns durch das Herdfeuer warm gehalten hat. Auch heute haben Pflanzen einen bedeutenden Anteil an den fossilen Brennstoffen, die wir verwenden, um es im Winter warm zu haben oder mobil sein zu könne. Die Pflanzen sorgen für die Luft die wir atmen, weil sie den Sauerstoff bereitstellen.
Klar, es sind nicht nur die Pflanzen. Die Mikro-Lebewesen, das Wasser, die Pilze und Flechten, Insekten und vieles mehr trägt jeden Tag dazu bei, dass die empfindliche dünne Hülle unseres Planeten, die genau die richtige Temperatur und das stimmig Luftgemisch ermöglicht, dass So vielfältiges Leben möglich ist)
Warum ziehen mich dann die Pflanzen so besonders an?
Vermutlich ist es die Mischung aus
– Ruhe (sie laufen nicht weg, wie Rehe oder Füchse das so oft tun)
– Ansprechbarkeit (von Baum über Strauch bis zum Kraut, sie sind mir ein Gegenüber, das fällt mir bei so kleinen Mikro-Lebewesen oder vergänglichen Wolken deutlich schwerer)
– Alltagstauglichkeit (ich kann sie so leicht in meine Ernährung integrieren oder auch in meine Apotheke)
– Poesie (die Schönheit und Asthetik von Pflanzen und wie sie die Menschen zur Poesie inspirieren)
– Und noch so vieles mehr…
Warum Pflanzen-Freundschaft?
Das ist der Versuch, kognitiv zu erklären, warum mich Pflanzen schon immer so angezogen haben. Dabei geht es eher um ein Gefühl. Pflanzen zu sehen, zu berühren, mit ihnen zu sein, fühlt sich für mich an wie Freunde zu sehen, zu berühren, mit ihnen zu sein. Weil da Zuneigung ist, Verbundenheit, aber auch Respekt und Wertschätzung für die Weisheit und das was sie an uns weitergeben können. Es fühlt sich manchmal an wie Freunde. Auch, weil wir schon soviel miteinander erlebt haben in den letzten Jahren.
Und ich spüre, dass Kommunikation möglich ist. Auch wenn Pflanzen keine Sinnesorgane haben wie wir Säugetiere haben, sind sie doch lebendige Wesen und eine Kommunikation ist möglich! Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren soviel herausgefunden, über die Sinneskanäle der Pflanzen und welche erstaunlichen Fähigkeiten sie haben. Oft denke ich, dass wir Menschen doch die jüngste Spezies sind und natürlich die anderen, älteren Spezies schon viel angepasster und weiser auf diesem Planeten sind.
Und daher: die Kommunikation mit den Pflanzenwesen scheint mit auch mehr aus nötig zu sein. Viele Menschen leben in diesem Narrativ von Getrenntheit. Als könnten wir nicht spezies-übergreifend kommunizieren. Was aber nicht stimmt, wir Menschen haben uns entwickelt in Kommunikation und Kontakt mit der natürlichen Welt! Und in diesen Krisenzeiten wie heute scheinen unsere westlichen Philosophen sich mit einigen indigenen Stimmen einig zu sein: Wir können die Situation auf unserem Planeten nur verändern, wenn wir gegenseitige Beziehungen mit der natürlichen, der nicht-menschlichen Welt um uns herum, wieder aufnehmen und pflegen.
Pflanzenkommunikation klingt ein wenig verrückt, aber ist es eigentlich überhaupt nicht. Es ist auch nicht kompliziert, sondern lässt sich in kleinen Schritten lernen und praktizieren wie jede andere Sprache auch. Es braucht ein bisschen Zeit und Neugierde, Freude am Lernen. Und ein Gegenüber, mit dem ich lernen kann.
Ein erster Schritt kann sein, sich der Pflanze vorzustellen. Und bereit zu sein, ein wenig mit ihr zu sitzen. So wie wir es mit eine*r gute*n Freund*in auch machen würden. Zeit miteinander verbringen, die Freundschaft pflegen…
Die Pflanzen sind fast immer und überall da. Bei mir auf der Wiese vor dem Haus, aber auch am Bahnhof und sogar im Krankenhaus im Topf. Fast überall gibt es nicht-menschliche Wesen, mit denen ich in Kontakt sein kann.
Willst du mehr lernen? Dann komme zu unserem Seminar „Pflanzen-Freundschaft“ im Mai im Hunsrück.
„Nimm niemals die erste Pflanze,
die du findest,
denn es könnte die letzte sein –
und du möchtest,
dass diese erste zu den anderen ihrer Art
gut von dir spricht.“
Robin Wall Kimmerer
Danke Ihr Verwurzelten, dass es Euch gibt und dass Ihr immer wieder und wieder in Kontakt mit uns Zweibeinigen seid. Danke euch!
Quellen:
Robin Wall Kimmerer – Geflochtenes Süßgras
Stefano Mancuso – Die Intelligenz der Pflanzen
Svenja Zuther – Die Sprache der Pflanzenwelt