Lebendige(s) Ver-Flechten

Ein Naturritual für Halt in haltlosen Zeiten

“Now I know

that uncertainty

is the greatest miracle of all.”

Sophie Strand

Auf dieser Welt ist nichts so stetig wie der Wandel.

Doch dieser Wandel kann sich mitunter so radikal und einschneidend vollziehen, dass wir Menschen und andere Lebewesen damit überfordert sind. Wir erfahren dies momentan in Form der Klimakrise, dem Artensterben, gesellschaftlichen Verwerfungen, Separation und Konflikten jeglicher Art.

Auch wenn wir hier in Mitteleuropa gut die Augen davor verschließen konnten, war doch schon länger spürbar, dass die Geschichten von Trennung, Herrschaft und Höher/Schneller/Weiter nicht mehr stimmen (und vielleicht noch nie gestimmt haben?). 

Doch obwohl viele von uns ein Unbehagen mit dieser aktuellen Situation spüren, ist die Versuchung groß, wegzuschauen, uns abzulenken, oder einfach weiterzumachen in unserem “modernen, kolonialen Sein”. Es gibt schließlich schon genügend Sorgen und Probleme in unserem persönlichen Alltag, die unsere Aufmerksamkeit benötigen. Was ist aber, wenn das Wegschauen, Ablenken oder Weitermachen nicht mehr für uns funktioniert? 

Wie damit umgehen, fragen wir uns? Wo können wir Halt finden in haltlos anmutenden Zeiten? Wie können wir uns orientieren, wenn alles wegzubrechen scheint, was uns (vermeintliche) Sicherheit gab? 

Eines ist sicher: wir wissen es nicht. 

“The most radical thing

any of us can do

at this time

is to be fully present

to what is happening in the world.”

Joanna Macy

Was geschieht, wenn wir uns dieser Unwissenheit öffnen und lernen, mit der Unsicherheit zu sein? Schon früh in der Geschichte der menschlichen Spezies war eine unserer Begabungen, dass wir soziale Gemeinschaften kreieren konnten. So ließen sich Probleme, die zu komplex für eine einzelne Person schienen, gemeinsam bewältigen. Hierin gleichen wir vielen anderen Lebewesen; z.B. den Flechten, in denen sich Pilze und Algen zu einer äußerst resilienten Lebensform zusammengefunden haben.  

Während dieser Veranstaltung wollen wir ein wenig der Weisheit der Flechten folgen: wir möchten einen gemeinsamen Raum kreieren und dem Narrativ der Trennung ein wenig mehr Verbindung entgegensetzen: Die Verbindung zu uns selbst und zu unseren Körpern. Die Verbindung zu anderen Menschen. Die Verbindung zwischen Menschen und nicht-menschlichen-Wesen. 

Dieser Workshop ist für dich, wenn du

  • Sehnsucht nach naturverbundener Gemeinschaft spürst
  • Wege suchst, wie du in diesen Krisenzeiten präsent sein kannst
  • Dich lebendig und wieder Lebensfreude fühlen möchtest
  • Das Narrativ der Trennung auch auf der körperlich und seelischen Ebene hinterfragen möchtest
  • Deiner Ratlosigkeit und Ohnmacht erlauben möchtest, da zu sein
  • Dir wünschst, dass deine Gefühle wie Trauer, Wut, Liebe und Lebensfreude gleichermaßen da sein können 
  • Deinen Körper als Teil der Landschaft begreifen möchtest

Was wäre, wenn wir uns mit den großen Fragen unserer Zeit auch an die Nicht-Menschlichen Wesen, die Wälder und Wiesen, und dabei auch die Flechten wenden könnten? Was könnten wir von ihnen lernen? Wie können wir mit ihnen in Beziehung sein? Und was würden unsere Körper mit all den Mikroorganismen – die in uns wohnen, mit uns sind, wir sind – uns flüstern, wenn wir ihnen lauschen?  

Denn die Flechten sind nicht nur symbiotische Lebewesen, sie besiedeln auch vor allem in Lebensräume, die eher unwirtlich sind,  und bereiten dort den Boden für weiteres Leben. 

Wie können wir Menschen, verbunden mit den Landschaften in uns und um uns herum, unseren eigenen Beitrag zum Begleiten der aktuellen Krisen auf diesem Planeten schenken? Wie können wir in innere unbehagliche Räume gehen, uns dort aufhalten, es aushalten und dadurch Boden bereiten für weiteres Leben? Wie können wir von den Flechten das Verwoben-Sein lernen? Vielleicht können wir durch unser Miteinander und dem Gefühl von Verwobenheit gemeinsam wieder mehr Lebensmut und Lebensfreude spüren und so in Antworten hineinleben, die vorher nicht vorstellbar waren. 

Wie können wir FÜR das Leben gehen, mit all dem, was das bedeutet?

“In der Umarmung des Anderen

erfahren wir den Wandel,

den die Welt braucht.”

Thich Nhat Hanh

Kern des Wochenendes ist ein zweitägiges Naturritual, in welchem wir Verbindung zu uns selbst und zu anderen Wesen – sowohl menschlichen als auch nicht-menschlichen erfahren wollen.  Das Ritual enthält viel Gemeinsam-Zeit, wo wir uns als Gruppe den großen Fragen öffnen sowie auch eine Allein-Nacht im Wald.  

Das Ritual ist eingebettet in Übungen und Methoden aus den Bereichen Naturverbindung, Naturkulturpädagogik, Somatische Körperarbeit und naturbasierte Prozessbegleitung.

Gemeinsam wollen wir

  • Uns mit unserem eigenen Körper als Teil des großen Erdkörpers verbinden
  • Die Verbindung mit anderen Menschen spielerisch erforschen
  • Die Beziehung mit der nicht-menschlichen Natur intensivieren
  • Einen Raum für Trauer ermöglichen
  • Lernen, das Nicht-Wissen auszuhalten
  • Unsere individuellen Wege zur Verbindung mit der Erde nähren
  • Rituale begehen MIT der menschlichen und mehr-als-menschlichen Gemeinschaft
  • Die Landschaft und all ihre Lebewesen zurücknähren
  • Uns inmitten all der komplexen Gefühlen lebendig fühlen
  • Lebensfreude ins fliessen bringen und das Leben feiern

“The times are urgent,

let´s slow down”.

Bayo Akomolafe

Workshop-Team

Sascha Dangmann

Sascha ist Sozialarbeiter, Mediator, Wildnispädagoge, Prozessbegleiter und Mentor für Naturverbindung i.A.


Neben seiner freiberuflichen Arbeit mit sozial benachteiligten Familien, Kindern und Jugendlichen kreiert er mit großer Leidenschaft Begegnungsräume und bringt Menschen gerne mit ihrer Sinnlichkeit in Kontakt. Freude, Lust und emotionale Verbindung sind für ihn nicht nur private Aspekte des Daseins, sondern auch politische Werkzeuge, die den Wandel zu einer lebensdienlicheren Gesellschaft fördern.


Doch nicht nur die zwischenmenschliche Verbindung ist für ihn ein zentraler Aspekt seines Handelns und Forschens: die Abtrennung und Entfremdung von der Natur und all ihren mehr-als-menschlichen Wesen stellt für ihn die Hauptursache für die aktuelle Polykrise auf unserem Planeten dar. Deswegen liebt es Sascha Menschen in den Wald zu bringen, um diesen dort durch bewusstes Erleben und Sein eine tiefere Verbindung zur ihrer Umwelt und damit einen neuen Zugang zu ihrer eigenen inneren Natur zu ermöglichen. Um Menschen hierbei noch intensiver begleiten zu können, absolviert er derzeit den transformation in natura® Lehrgang des Uma-Instituts.

Katharina Voigt

Katharina ist Lehrerin und Mentorin für tiefe Naturverbindung sowie spirituelle Begleiterin für Menschen in Krisen.

Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium, knapp 25 Jahren buddhistischer Meditationspraxis, mehr als 15 Jahren Berufserfahrung in der Leitung von Teams im Bereich funktionelle Outdoor-Bekleidung und einigen Ausbildungen im Naturbereich ist sie seit 2014 nun selbstständig und begleitet Menschen auf ihrem individuellen Weg zu mehr Verbindung – Verbindung zu sich selber, anderen Menschen und den nicht-menschlichen Wesen und der Landschaft, mit der wir leben.

Dabei ist für sie bedeutsam, den Schmerzen, Verlusten, Krisen und Konflikten in uns und um uns herum die Aufmerksamkeit zu geben, die sie brauchen, um dazuzugehören. Sie gibt Kurse im Bereich Selbstmitgefühl, Achtsamkeit, Resilienz, Umgang mit dem Kollaps, Naturverbindung, Pflanzenwissen, Naturrituale, somatische Körperarbeit. Außerdem begleitet sie Menschen 1:1 mit Mentoring.

Katharina´s Wunsch ist, die aktuellen Krisen in unserer eigenen Kultur sowie auf dem Planeten auf eine Weise begleiten zu können, die Präsenz und Mitgefühl ermöglichen. Dabei möchte sie zu einem traumasensitiven, dekolonisierenden, machtkritischen und diskriminierungsfreierem Miteinander beitragen. Sie mag Chips und Schokolade, Tanzen an verschiedensten Orten und Zeiten und auf Spaziergängen sich neben Pflanzen zu setzen und im Kontakt mit ihnen über die Landschaft zu plaudern.

“We are made for togetherness.”

Desmond Tutu


Datum, Ort und Kosten

Kurs-Wochenende 03. – 06. Oktober 2024

Start am Donnerstag mit dem Mittagessen um 12 Uhr / Anreise ist ab 11 Uhr

Ende am Sonntag gegen 14 Uhr – nach dem Mittagessen

Kursort Schalkenbach / Eifel

Der Veranstaltungsort befindet sich zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler (ca. 60 Min per Bahn von Köln) und Niederzissen (ca. 90 Min per Bahn von Köln) in der Eifel. Der Platz liegt auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von idyllischen Wiesen und nicht weit davon befindet sich ein zauberhafter Mischwald.

Unterkunft ist möglich in (mitgebrachten) Zelten oder unter dem freien Sternenhimmel. Ebenso gibt es ausreichend Platz für Camper/Busse geben. Toiletten und (Außen)-Duschen sind vorhanden. Der Ort bietet eine große Kaminhalle, schön gestaltete Workshopräume und eine große Feuerstelle.

Die Beziehung zu den Lebensmitteln, die uns ernähren, ist für uns ein wesentlicher Teil des Kurses. Wir werden mir viel Liebe bekocht werden, es wird vegan, überwiegend regionales und biologisches Essen geben, ebenso Snacks und Getränke.

Anfahrt und Mitfahrliste

Die Anfahrtsbeschreibung erhältst du mit der Anmeldebestätigung. Wir werden eine Mitfahrliste organisieren, so dass die Teilnehmenden sich für die Fahrt zusammenschliessen können. Für das letzte Stück der Fahrt gibt es keine ÖPNV-Verbindung und hier wäre es super, wenn ihr euch zusammenschließen könntet (mit dem Auto von Bad Neuenahr-Ahrweiler ca. 20 Minuten, von Niederzissen ca. 15 Minuten).

Wir bitten dich, im Anmeldeformular anzukreuzen, ob du auf dieser Liste sein möchtest.

Kosten & Finanzierungskonzept

Kurskosten inklusive Unterkunft im eigenen Zelt/Auto und Vollverpflegung:

290 – 440 € nach Selbsteinschätzung.

Die Preisspanne ist relativ groß und soll Menschen aus unterschiedlichsten Welten die Teilnahme ermöglichen. Uns ist wichtig, dass sowohl möglichst viele Menschen an dem Kurs teilnehmen können, als auch wir auf eine Weise von unserer Arbeit genährt werden, die uns ermöglicht, sie langfristig zu tun. Wenn im Schnitt die Menschen 360 Euro zahlen, ist es für uns gut möglich, diese Arbeit weiterhin zu machen. Bei der Auswahl des für dich passenden Beitrages bedenke bitte nicht nur deine aktuelle Einkommenssituation, sondern auch:

  • Inwieweit du und deine Vorfahren historische Unterdrückung und Ausbeutung erfahren haben
  • Wieviel Vermögen du hast – Immobilien, Land, Aktien, Altersvorsorge…
  • Welche Zugangsmöglichkeiten du zu Einkommen und Vermögen hast – das heisst, ob du ein Erbe erwartest oder wie einfach du durch deine eigenen Entscheidung mehr Einkommen bekommen könntest im Vergleich mit anderen Menschen in Europa und in der Welt
  • sind andere Menschen auf dein Einkommen angewiesen?
  • Wie sind die sozioökonomischen Voraussetzungen der Region, in der du lebst im Vergleich mit anderen Regionen?

(Diese Preisgestaltung ist inspiriert von Báyò Akomóláfés Vorschlag in “We will dance with mountains”.)

Bitte gib bei der Anmeldung deinen finanziellen Beitrag an.

Außerdem haben wir uns entschieden, unseren Spielraum für Rabatte und Vergünstigungen vollständig Personen zur Verfügung zu stellen, die historisch und aktuell zu den am stärksten diskriminierten Bevölkerungsgruppen gehören, wie BiPoC und  LGBTQ+*, mehr dazu bei unseren Werten. Wenn du dich für solch einen Rabatt interessierst, meld dich gerne bei uns.

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